Inventar-Nr.;Objekttitel;Systematik;Datierung;Geografischer Bezug;Personen / Körperschaften;Material;Maße;Beschriftung;Beschreibung; I/10402/08;HUNDEPFEIFE (dog whistle), James Dixon & Sons, Sheffield, Katalog-Nr. 17;Grundlagen und Hilfsmittel der Schifffahrt/Nautik/Allgemein;um 1885/1890;Europa/Deutschland;;Walelfenbein / Kork / Ebenholz / Metall;Gewicht: ,02 kg Maß: 2,00 x 6,20 x 2,40 cm Objektmaß: 6,3 x 2,2 cm ;Hundepfeife aus Elfenbein, ca. 1890 .;Von einer besonderen maritimen Biographie zeugt diese nur sechs Zentimeter lange Trillerpfeife aus Elfenbein. Es ist die Signalpfeife eines deutschen Fluss- und Hafenlotsen, der sie während seiner aktiven Dienstzeit an Bord verwendete.<br class=»linefeed« />Nun war diese Pfeife ihrem Herstellungsursprung nach eigentlich weder für die Verwendung im Schiffs- und Borddienst vorgesehen, noch handelt es sich um ein Einzelstück. Vielmehr ist das Instrument identisch mit einem dog whistle genannten Pfeifentyp, der in den 1880er und 1890er Jahren im Produktkatalog der englischen Firma James Dixon & Sons (dort Katalog-Nummer 17) erscheint, einer Manufaktur, die in Sheffield ein umfangreiches Sortiment von Küchen- und Speise-Utensilien sowie Jagdausrüstung produzierte und unter anderem für die Qualität ihrer Pfeifen weltweit bekannt war. Die Pfeife setzt sich aus drei separaten gefertigten Elementen zusammen, dem Pfeifenkörper, dem Mundstück sowie der Trillerkugel. Während der hintere Pfeifenabschnitt eben das Mundstück, die offen ausgesägte Schneidekante und den Resonanzraum umfasst, ist der vordere Abschnitt als spezifischer Hundekopf geschnitzt. Es handelt sich hier der Schnauzen- und Ohrenform nach um einen Jagdhund, sehr wahrscheinlich einen English Pointer. Durch den schmalen Lochkanal in den Hundelefzen dürfte vormals ein heute nicht mehr vorhandenes Trageband geführt worden sein. Mit dem Trillerpfeifenton im auch für Menschen hörbaren Spektrum konnten Jagdhunde auf größere Distanzen von einigen hundert Metern oder durch dichtes Unterholz für Signalgebung und Führung erreicht werden. <br class=»linefeed« />Der Röntgenblick ins Innere des Pfeifenkörpers legt den fingerartigen Resonanzraum frei, in dem sich die aus Kork gefertigte Trillerkugel noch heute bewegt. Der offenbar hölzerne untere Einsatz des Mundstücks wird von zwei Metallstiften gehalten. Überreste von den Einlagen, die sich in den Augenhöhlen anderer Exemplare desselben Pfeifentyps erhalten haben, sind bei dem vorliegenden Stück selbst im Röntgenbild nicht vorhanden. <br class=»linefeed« />Die kleine Hundepfeife gelangte als Stiftung aus Privatbesitz im niedersächsischen Langen um 2008 in die Sammlung des Deutschen Schifffahrtsmuseums. Sie soll, so die seinerzeitige Mitteilung des Stifters und der Grund für die Übergabe an das Museum, aus dem Vorbesitz seines Vaters stammen, eines Lotsen. Nun sind »Lotsenpfeifen« in der maritimen Objektkultur oder Literatur keineswegs etabliert, anders als die in Gestalt und Gebrauchsweise bereits in vorindustrieller Zeit vereinheitlichten Bootsmannspfeifen. Während jene stets aus Metallen gefertigt waren und typische S-Form aufwiesen, haben sich Lotsen offenbar keines einheitlichen Pfeifentyps bedient. Vielmehr scheinen sie ganz unterschiedliche, eben vorhandene Pfeifen benutzt zu haben, bei denen es sich also um sehr persönliche, vielleicht nach individueller Vorliebe ausgewählte Ausrüstungsgegenstände handeln konnte. Das scheint nun auch für diese Hundepfeife zuzutreffen, die ihrem eigentlichen Element und Sinn – der Führung von Jagdhunden an Land – zweckentfremdet worden ist. Wann und wie genau verwendeten Lotsen ihre Pfeifen? Lotsen unterstützen den Schiffskapitän bei Navigation und Manöver in schwierigen Gewässern, so beispielsweise in engen, tideabhängigen Flussmündungen, auf Flüssen und in den Häfen, ihr Arbeitsplatz ist dann die Schiffsbrücke direkt neben dem Kapitän. Bis wenigstens in die 1960er Jahre und vor der Einführung des UKW-Funks nutzten Fluss- und Hafenlotsen Pfeifen für die Signalgebung und Kommunikation mit den Kapitänen der Hafenschlepper, die für das Manövrieren großer Schiffe in engen Hafenbecken oder Schleusen unverzichtbar sind. Dabei agierte jeder Schlepperkapitän auf seinem kleinen Hilfsschiff nach der unmittelbaren Ordner des Lotsen auf der Brücke oder der Brückennock, schnelle und genaue Kommunikationswege waren dabei extrem wichtig. Weder der Pfeifentyp, noch die Kommandosignale folgten dabei einer einheitlichen nationalen oder gar internationalen Linie, sondern sie galten vielmehr lokal und konnten sich selbst von Hafen zu Hafen unterscheiden.<br class=»linefeed« /><br class=»linefeed« />Literatur<br class=»linefeed« />Karl B. Kühne, Kapitän auf Tausend Schiffen. Seefahrtslebensläufe einer Elb-Seelotsengeneration 1860-1952 (Bremen 2001).<br class=»linefeed« />;