Das Digitale Depot
SCHIFFSTOILETTE KOGGE
Objektmaß: 60 x 45 x 36 cm
Gewicht: 21,55 kg mit Plexiglassockel
SCHIFFSTOILETTE
Die Entdeckung und Restaurierung der Schiffstoilette der Bremer Kogge von 1380 bietet einen faszinierenden Einblick in das tägliche Leben und die technologische Anpassungsfähigkeit mittelalterlicher Seefahrender. Als bisher älteste erhaltene Schiffstoilette, die in den 1960er Jahren zusammen mit der Bremer Kogge geborgen wurde, zeugt sie von der ausgeklügelten Handwerkskunst und den praktischen Lösungen der Menschen jener Zeit.
Dies ist die älteste erhaltene Schiffstoilette der Welt. Unter Deck des Achterkastells war der Abort so angebracht, dass die Notdurft direkt ins Meer fiel. Die Sitzöffnung hat einen Durchmesser von 26 cm. Vermutlich hatten nur der Schiffsführer und die mitfah-renden Kaufleute Zugang zu dieser Toilette.
Die Bremer Kogge, ein Handelsschiff der Hansezeit, veranschaulicht durch ihre archäologischen Überreste, wie die Menschen dieser Epoche grundlegende Bedürfnisse auf See bewältigten. Der Fund und die anschließende Rekonstruktion dieser Toilette unterstreichen, dass sanitäre Einrichtungen, obwohl selten in archäologischen Funden dokumentiert, eine wesentliche Rolle im Leben der mittelalterlichen Seefahrenden spielten.
Die systematische Untersuchung des Wesergrunds bei Bremen, unter der Leitung von Frau Dr. Rosemarie Pohl-Weber, führte zur Entdeckung zweier Bretter mit einem halbkreisförmigen Ausschnitt, die sich als Teile eines Klosettkastens herausstellten. Dieser Fund offenbarte, dass die Schiffsbauer und ihre Besatzungen der Hansezeit eine erstaunliche Ähnlichkeit mit modernen Toiletten in Form und Funktion entwickelt hatten, ein Zeugnis ihrer praktischen Veranlagung.
Die Struktur des Klosettkastens zeichnet sich durch eine einfache, aber effektive Bauweise aus, die besonderen Komfort und Funktionalität gewährleistete. Die Positionierung des Klosettkastens im bordwandüberragenden Kastellbereich des Schiffs ermöglichte nicht nur die notwendige Privatsphäre, sondern auch eine einfache Entsorgung der Ausscheidungen direkt ins Meer.
Interessanterweise ermöglichte die Konstruktion des Klosetts den Nutzenden, während der Verrichtung ihrer Notdurft die Vorgänge auf dem Schiff weiterhin im Auge zu behalten. Ein Hinweis auf die ständige Notwendigkeit der Wachsamkeit und des Managements auch in den intimsten Momenten des Bordlebens. Nur der Schiffsführer und die mitfahrenden Kaufleute hatten vermutlich Zugang zu dieser Toilette, was ihre exklusive Nutzung unterstreicht.
Die Restaurierung der Schiffstoilette und ihre Präsentation im Museum bieten den Besuchenden eine einzigartige Perspektive auf die Vergangenheit und erinnern daran, dass die Menschen auch unter den herausfordernden Bedingungen der Seefahrt im Mittelalter pragmatische und durchdachte Lösungen für ihre Grundbedürfnisse fanden. Diese Entdeckung belegt eindrucksvoll, dass die Menschen der Hansezeit nicht nur mit Herausforderungen wie Navigation und Schiffsbau konfrontiert waren, sondern auch innovative Lösungen für alltägliche Bedürfnisse entwickelten.
Die Schiffstoilette der Bremer Kogge steht somit nicht nur als technisches Artefakt, sondern auch als Symbol für die alltägliche Lebensweise und die Anpassungsfähigkeit der Menschen in der Hansezeit. Die konservierte Struktur, einschließlich der speziellen Aussparung im vorderen Teil zur Vereinfachung der Benutzung, vermittelt ein anschauliches Bild von den sozialen und technischen Aspekten des mittelalterlichen Seefahrtslebens und zeigt, wie die Besatzungen dieser Zeit innovative Lösungen für die alltäglichen Bedürfnisse entwickelten, die bis heute Bewunderung hervorrufen.
Hinweis
Das DSM digitalisiert seine Sammlung und öffnet sie für alle. Wie in vielen historischen Sammlungen sind auch in den Beständen des DSM Archivalien und Objekte mit rassistischer und anderweitig diskriminierender Sprache dokumentiert. Wir möchten daher darauf hinweisen, dass verletzende Sprache und Bilder in der digitalen Sammlung vorkommen können. Das DSM versteht sich als forschende und lernende Institution und arbeitet seine Sammlungsbestände kritisch auf.
Wir danken für Hinweise zu diskriminierender (Bild-)Sprache, fehlender sowie falscher Information.
Kontakt
Wir freuen uns über Anregungen, Fragen und Hinweise (mit Angabe der Inventarnummer oder Signatur) unter
digitaldepot@dsm.museum