Das Digitale Depot

Schüssel (Schale), Lloyd-Nummer 1a, Koscher, Norddeutscher Lloyd (NDL)

 
 
 
 
Inventar-Nr.
I/11185/17Pos.172
Systematik
Geschirr/Schalen
 
Datierung
1928
Geografischer Bezug
Europa/Deutschland/Bremen
 
Personen / Körperschaften
Koch & Bergfeld 1829 - heute
Norddeutscher Lloyd 1857 - 1970
 
Material / Technik
Hotelsilber, Alpacca vers. 25 g
Maße
Maß: 4,60 x 29,50 x 22,60 cm
Gewicht: 0,92 kg
 
Beschriftung

Oberseite:
Außenseite: Emblem des NDL mit »כּשר«, koscher auf Hebräisch.
Unterseite: Marke: »Koch & Bergfeld |1928 | Bremen«;
darunter: »1 A KB 25 GR«.

 
Beschreibung

Vor der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 stellte sich der Norddeutschen Lloyd (NDL) explizit auf die Speisegewohnheiten seiner jüdisch gläubigen Reisenden ein. Von großer Bedeutung waren für diese - und sind es auch heute noch - die jahrtausendealte Tradition von jüdischen Speisevorschriften (»kaschrut«). Was verzehrt werden kann, ergibt sich aus den entsprechenden Vorschriften, der »Halacha«. Es existieren Regeln etwa zu Getränken, zu Fleisch, zu Fisch, zur Trennung von Fleisch und Milch und zur koscheren Küche selbst. Alle Lebensmittel und Zubereitungsweisen, die diesen Speisegesetzen entsprechen, werden als »koscher« - zu übersetzen mit tauglich - bezeichnet und dürfen demzufolge verzehrt werden. Streng genommen muss nicht nur das Essen, sondern auch die Köchin oder der Koch und auch das Essgeschirr »koscher« sein. So kann letzteres auch »nicht-koscher« sein, wenn es unrichtig genutzt wird.
Um den jüdischen Reisenden auf den Schiffen des NDL die Unterscheidung von »koscheren« und »nicht-koscheren« Speisen zu ermöglichen, wurde diese in spezifisch gekennzeichneten Gefäße in den Speisesälen serviert. Die Sammlung des DSM verwahrt aus diesem Sortiment eine Servierschale (I/11185/17Pos.172), eine Servierplatte (I/05486/91) und eine Saucière (I/09587/02) - jeweils aus sog. Hotelsilber (Alpacca) -, in die das Wort »כּשר« geprägt ist. Alle drei Gefäße wurden Ende der 1920er Jahre explizit für den NDL hergestellt – das Emblem des Unternehmens befindet sich auf allen drei Geschirrteilen.
Nach 1933 wurde der NDL mit als einer der ersten Unternehmen der maritimen Wirtschaft im Sinne der nationalsozialistischen Politik gleichgeschaltet. Dies bedeutete in der Praxis, dass alles »Jüdische« aus dem Betrieb gedrängt und verbannt wurde. Es ist davon auszugehen, dass zu diesem Zeitpunkt nicht nur das jüdische Bordpersonal entlassen, sondern auch die Serviergefäße für »koschere« Speisen aussortiert wurden.
Interessant - insbesondere für die Provenienzforschung am Deutschen Schifffahrtsmuseum – wäre es herauszufinden, was danach mit den Gefäßen geschah. Bisher wissen wir nur, dass alle drei Speisebehältnisse über den Antiquitätenhandel bzw. aus Privatbesitz in die Sammlung gelangten. Festzuhalten ist jedoch, dass unterer anderem diese drei Gefäße zeigen, wie selbstverständlich jüdisches Leben und religiöse Vielfalt vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland war.

Autorin: Dr. Kathrin Kleibl

Hinweis

Das DSM digitalisiert seine Sammlung und öffnet sie für alle. Wie in vielen historischen Sammlungen sind auch in den Beständen des DSM Archivalien und Objekte mit rassistischer und anderweitig diskriminierender Sprache dokumentiert. Wir möchten daher darauf hinweisen, dass verletzende Sprache und Bilder in der digitalen Sammlung vorkommen können. Das DSM versteht sich als forschende und lernende Institution und arbeitet seine Sammlungsbestände kritisch auf.
Wir danken für Hinweise zu diskriminierender (Bild-)Sprache, fehlender sowie falscher Information.

Kontakt

Wir freuen uns über Anregungen, Fragen und Hinweise (mit Angabe der Inventar­nummer oder Signatur) unter
digitaldepot­@dsm.museum

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