Das Digitale Depot

Kupferstich »Der Stockfisch-Fang«

 
 
 
 
Systematik
Gemälde, Grafik, Tusche/Stiche/Repro./Drucke/Stickbilder/Fischerei
 
Datierung
1698
 
Personen / Körperschaften
Weigel
 
Material / Technik
Kupferstich
Maße
Maß: 16,10 x 9,60 cm
Kunstblattmaß: 8,5 x 7,5 cm
 
Beschriftung

Handschriftlich auf der Rückseite »2a«.

 
Beschreibung

Getrockneter Fisch war das wichtigste Handelsgut des hansischen Handels im Nordatlantik. In arktischen Regionen, wie Island oder Nordnorwegen, werden Kabeljau und andere Fische aus der Familie der Dorsche während der langen Winter, an Holzgerüsten hängend, durch Lufttrocknung haltbar gemacht und exportiert. Dieser sogenannte Stockfisch war in den wachsenden europäischen Städten im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wegen seiner langen Haltbarkeit sehr nachgefragt. Dies hatte vor allem mit den vielen christlichen Fastentagen zu tun, an denen der Verzehr von Fleisch verboten war. Der Stapelmarkt für Stockfisch war im Spätmittelalter die norwegische Stadt Bergen, wo die Hansekaufleute seit der Mitte des 14. Jahrhundert eine Niederlassung (Kontor) hatten, womit sie den Stockfischhandel dominierten. Auch die Bremer und Hamburger Kaufleute, die in der Frühen Neuzeit direkt mit Island, den Färöern und Shetland handelten, wurden vor allem durch die Nachfrage nach haltbarem Fisch angetrieben. Auf Shetland setzte sich in dieser Zeit die Trocknung unter Zugabe von Salz durch, was die Haltbarmachung in klimatisch feuchteren Gebieten erheblich erleichtert. Gesalzener und getrockneter Fisch ist allerdings kein Stockfisch, sondern wurde als Salzfisch oder Klippfisch vermarktet. Gesalzener Hering war, neben Stockfisch und Klippfisch, ein weiteres Beispiel für haltbar gemachten Fisch. Die Holländer entwickelten im 17. Jahrhundert eine Heringsfischerei im großen Stil. Sie besaßen eine riesige Flotte sogenannter Heringsbüsen, die um die Shetland- und Orkney-Inseln fischten. Bei schlechtem Wetter ankerten diese Büsen unter anderem im Bressay Sound, einer der sichersten Buchten auf der Shetlandinseln, wo ihre Präsenz die Entstehung der heutigen Hauptstadt Lerwick förderte.

Obwohl der Kupferstich von Christoph Weigel den Titel »Der Stockfisch-Fang« trägt, hatte Weigel offensichtlich wenig Ahnung von der Seefischerei. Er lebte in Nürnberg und kannte Stockfisch deswegen wahrscheinlich nur vom Markt. Erstens wird Stockfisch natürlich nicht als solcher gefangen, sondern als Kabeljau und anschließend zu Stockfisch verarbeitet. Zweitens wurde Kabeljau mit Langleinen und nicht mit Netzen gefangen, wie es auf dem Bild gezeigt wird. Drei Fischereischiffe, eines im Vordergrund und zwei weitere im Hintergrund, sind mit niedergelegten Masten und ausgeworfenen Netzen dargestellt. Die Tonnen im Vordergrund stellen wahrscheinlich die Bojen dar, an denen die Netze im Wasser hingen. Wahrscheinlich hat Weigel hier ein Bild einer niederländischen Heringsfangflotte kopiert. Also vermutlich von Heringsfangschiffen wie sie auch auf einem Kunstdruck des späten 17. Jahrhundert, der wohl auf einem Original von Johannes Porcellis basiert, zu sehen sind. Hier werden mehrere niederländische Heringsbüsen mit teilweise niedergelegten Masten gezeigt. Dadurch war auf den Schiffen Platz geschaffen, um die großen Treibnetze auslegen zu können. Auch wurde so der Winddruck verminderte, was wiederum eine ruhigere Lage der Schiffe zum Ausbringen der Netze bewirkt haben mag. Das Schiff links im Vordergrund weist wie auch jenes mittig im Vordergrund eine Bewaffnung mit mindestens zwei Kanonen auf. Daran lässt sich die ständige Bedrohung durch feindliche Schiffe auf See erkennen. Links im Hintergrund ist ein getakelter Großsegler am Horizont zu sehen bei dem es sich durchaus um ein Wachschiff für die Heringsflotte handeln könnte. Dass die holländischen Heringsflotten durch solche Schiffe geschützt wurden ist in historische Quellen nachweisbar.

Letztendlich war es für Christoph Wiegel aber wahrscheinlich unwichtig, ob die genauen Details zur Fischerei in seinem Bild mit dem Text übereinstimmten. Das Bild ist ein Beispiel eines Emblems, eine Kunstform, die im 16. und 17. Jahrhundert weitverbreitet war, und worin Text und Bild eine unlösliche Einheit formen. Der Text gibt dem Bild dabei eine allegorische Bedeutung, die oft moralisch oder religiös aufgeladen ist. In diesem Fall geht es um das Holz, das für das Weichklopfen der Stockfische benutzt wurde. Die ist als Sinnbild für die Bestrafung sündiger Menschen anzusehen. Die metaphorische Bedeutung des Ganzen ist somit wichtiger als die korrekten Details des Fischfangs.

Hinweis

Das DSM digitalisiert seine Sammlung und öffnet sie für alle. Wie in vielen historischen Sammlungen sind auch in den Beständen des DSM Archivalien und Objekte mit rassistischer und anderweitig diskriminierender Sprache dokumentiert. Wir möchten daher darauf hinweisen, dass verletzende Sprache und Bilder in der digitalen Sammlung vorkommen können. Das DSM versteht sich als forschende und lernende Institution und arbeitet seine Sammlungsbestände kritisch auf.
Wir danken für Hinweise zu diskriminierender (Bild-)Sprache, fehlender sowie falscher Information.

Kontakt

Wir freuen uns über Anregungen, Fragen und Hinweise (mit Angabe der Inventar­nummer oder Signatur) unter
digitaldepot­@dsm.museum

.svgDSMlogo { fill: #fff; } .svgDSMType { display: block; } .svgDSMlogo { fill: #fff; } .svgDSMType { display: block; } .svgNavPlus { fill: #002c50; } .svgFacebook { fill: #002c50; } .svgYoutube { fill: #002c50; } .svgInstagram { fill: #002c50; } .svgWatch { fill: #002c50; } .svgPin { fill: #002c50; } .svgLetter { fill: #002c50; }