Eine Forschungsexpedition wird 100
Die folgenden Fotografien entstammen einem Glasplattenkonvolut, das dem Deutschen Schifffahrtsmuseum, Leibniz-Institut für Maritime Geschichte im Jahr 2022 vom GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, als Schenkung übergeben wurde. Das Konvolut ist vom DSM vollständig digitalisiert worden und wird der Öffentlichkeit nun erstmals zur weiteren Forschung zur Verfügung gestellt.
Auf den etwa 1500 Glasplatten wurden die Arbeiten auf dem Forschungs- und Vermessungsschiff METEOR I während der Deutsch-Atlantischen Expedition von 1925-1927 fotografisch dokumentiert. Während der 777-tägigen Forschungsreise überquerte die wissenschaftliche Crew 14 Mal den Südatlantik, führte 67.000 Echolotungen und mehr als 1000 Ballon- und Drachenaufstiege durch. Die Nachwelt verdankt der ozeanografischen Unternehmung das erste Tiefenprofil des mittelatlantischen Rückens – eines untermeerischen Gebirgszugs – und eine Kartografie des Südatlantiks. Auf den Bildern sind die Wissenschaftler bei ihrer Forschung zu sehen, sie dokumentieren aber auch das Leben an Bord, etwa wenn Crew-Mitglieder beim Pfeife Rauchen gezeigt werden oder Schildkröten beim vermeintlichen Wettrennen zu sehen sind. Ebenfalls wurden die zahlreichen Landgänge der Besatzung aufgezeichnet, deren politischer Charakter noch weiter untersucht wird.
Die Metadaten auf den Umschlägen der Glasplatten wurden zum Zwecke der wissenschaftlichen Forschung vollständig übertragen. Teilweise tragen die Bildtitel im Original rassistische Bezeichnungen. Diese wurden in Anführungszeichen gesetzt und zu Recherchezwecken ebenfalls übertragen. Auch zeugen die Bilder von einem kolonialen Blick auf indigene Kulturen und einer patriotischen Deutung deutscher Gewalttaten in ehemaligen deutschen Kolonien und sogenannten Schutzgebieten sowie des Genozids an den Herero und Nama im heutigen Namibia. Gemeinsam mit den Zeugnissen über die meereswissenschaftliche Forschung zeigt das Konvolut damit die engen Verstrickungen zwischen Politik und Wissenschaft auf.